Alternative Technologien ermöglichen die Reduktion lokaler Lärm- und Schadstoffemissionen und tragen zur Vermeidung von klimaschädlichem CO2 bei. Deshalb unterstützt die fahma den RMV und die Verkehrsunternehmen, alternative Antriebe kennenzulernen und im Regelbetrieb einzusetzen. Im Rahmen des Projektes "Lernwerkstatt Brennstoffzellenbusse im Landkreis Gießen" war die fahma für die Beschaffung und Bereitstellung zweier Brennstoffzellenbusse verantwortlich.
© RMV / Katrina Friese
Grundsätzlich sind Verkehrsunternehmen verantwortlich für die Beschaffung der Fahrzeuge. Erstmals hat nun die fahma GmbH selbst zwei Brennstoffzellenbusse erworben und stellte diese in einer Lernwerkstatt im Landkreis Gießen ansässigen Verkehrsunternehmen zur Verfügung. Die Fahrzeuge sollten somit auf regionalen und lokalen Linien regulär im Einsatz sein.
Das Besondere an diesem Modellprojekt: Was bisher meist Stadtwerken/Energieversorgern und häufig nur in größeren Städten möglich war, bot die Lernwerkstatt nun kleinen, mittelständischen und zum Teil familiengeführten Unternehmen: Sie können erste Erfahrungen mit Wasserstoffbussen sammeln, eine neue Technologie risikofrei ausprobieren und die Konkurrenzfähigkeit bei künftigen Ausschreibungen sichern.
Die Lernwerkstatt gliedert sich in zwei Phasen:
Die Realisierung eines solchen Modellprojekts stellt für Deutschland eine Neuheit dar und wäre auf andere Regionen auch außerhalb des RMV-Gebietes übertragbar – je nach der Verfügbarkeit von Wasserstofftankstellen vor Ort.
© RMV / Katrina Friese
Die Wissensvermittlung zu Hochvolt-/H2-Technologien stellte das Kernziel der Lernwerkstatt dar. Die Teilnehmer wurden im Umgang mit der neuen Technologie geschult und anschließend vom Hersteller der Busse und Brennstoffzellen begleitet. Gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen bietet das eine große Chance, sich mit innovativer Technik vertraut zu machen und für die Zukunft gut aufzustellen.
Zudem möchte die Lernwerkstatt das Engagement der Verkehrsbetriebe hinsichtlich eines grünen ÖPNV sowie Interesse und Akzeptanz der Bürger steigern. Da die Busse auf verschiedenen Strecken unterwegs sind, erhöht dies nicht nur die Sichtbarkeit der neuen Technologie, sondern ermöglicht es auch vielen Menschen, die Wasserstoffbusse direkt zu erleben.
Die wichtigsten Partner für die Planung und Umsetzung der Lernwerkstatt sind:
der Kreisausschuss des Landkreises Gießen,
Die Brennstoffzellenbusse werden aus Mitteln des Förderprogramms "Elektrobusse in Hessen" gefördert (HA-Projekt-Nr.: 981/20-138)
Das Bestreben der Projektteilnehmer war, mit den Bussen möglichst viele Erfahrungen im Fahrbetrieb zu sammeln und möglichst viel Fahrleistung im Regelbetrieb in Mittelhessen zu erbringen – Erwartungen die zur großen Herausforderung wurden:
Pandemie und Krieg
Aus Pandemie und dem beginnenden Krieg in der Ukraine resultierten Lieferkettenproblemen, welche die Lieferung der Busse um ein halbes Jahr verzögerten und auch die Fertigstellung der Tankstelle behinderte.
Mit Beginn der Lernwerkstatt verhinderten technische Probleme und Personalmangel beim Hersteller, eine fehlende Vertragswerkstatt sowie die immer noch nicht fertig gestellte Tankstelle einen reibungslosen Ablauf.
Insolvenz des Fahrzeugherstellers
Im Mai 2024 meldete der Busherstellers Insolvenz an. Dennoch war man sich unter allen Projektteilnehmern einig, dass die Lernwerkstatt weiterlaufen muss. Das bedeutet aber auch, die Busse ohne einen aktuell verfügbaren Servicepartner einzusetzen.
Ziel war es nun, eine Strategie zu entwickeln, die Busse weiterhin im Betrieb zu halten und die Lernwerkstatt wie geplant in die zweite Phase zu überführen.
Ausfall der Tankstelle und Anstieg des Wasserstoffpreises
Da die Busse aufgrund oben genannter Umstände seltener als ursprünglich geplant im Einsatz waren, konnte ein regelmäßiges Tanken nicht realisiert werden. Der aufgrund technischer Probleme der Tankstelle erforderliche Fremdbezug des grünen Wasserstoffs führte zusätzlich zu einem erheblichen Anstieg des Wasserstoffpreises.
Das Projekt tritt nun, etwas verspätet, in die zweite Phase ein. Es konnte Anfang 2025 ein Dienstleister gefunden werden, der die Busse nicht nur auf den aktuellen Stand bringt, sondern auch weitestgehend von den letzten technischen Mängeln befreit. Damit ist nun der Weg frei, die Fahrzeuge wie geplant in einem Linienbündel einzusetzen. Als letzter Schritt wird in Kürze ein neuer Wartungs- und Servicevertrag ausgeschrieben, sodass auch hier für die Zukunft die technische Sicherheit und Verfügbarkeit der Busse gegeben ist.